Mario Steinwedel ist Anfang 2020 nach Australien und Neuseeland gereist. In seinem Reisebericht gibt er uns einen kurzweiligen und informativen Blick auf die Highlights der beiden Länder.
Februar/März 2020
Die Anreise nach Melbourne erfolgte, unter Ausnutzung eines Agent-Sondertarifs, mit British Airways via London und Singapur. So sehr British Airways zum Zeitpunkt der Einführung (Anfang 2000-er) ihrer bis heute verfügbaren Businessklasse auf allen Flugzeugtypen Vorreiter war, so sehr ist sie spätestens ab 2015 ins Hintertreffen geraten. Sie hat dies erkannt und führt nun zum Wechsel 2020/21 die neue Businessklasse „Club Suite“ ein. Bis diese neue Konfiguration auf allen Flugzeugtypen verfügbar ist, wird es wohl (auch Corona-bedingt) bis 2025 dauern.
Melbourne
Eine Stadt, die bei mir keinen Wunsch auslöst, erneut wiederzukommen. Möglicherweise war aber auch mein Aufenthalt zu kurz (1 Nacht) und das Wetter zu trüb (wolkenverhangen, trüb). Die Stadt ist am einfachsten mit einem Hop-On-Hop-Off Bus während einer rund 2 Stunden dauernden Rundfahrt zu erkunden. Dann hat man alles gesehen und freut sich auf den Rest Australiens.
Melbourne - Port Campbell/12 Apostels (ca. 300km)
Die Fahrt von Melbourne nach Post Campbell empfehle ich ab Geelong statt auf der Autobahn auf der B100 zu planen. Auf dieser Straße fährt man entlang der Küste und gibt diese Fahrt schon einen guten Einblick in die Lebensart der Aussies. Und diese lautet in dieser Gegend: Beach – Surf – Beach – Surf.
Port Campbell/12 Apostels
Einfach nur umwerfend. Ein Ort zum Durchatmen. Die Twelve Apostles sind bis zu 60 Meter hohe, im Meer stehende Felsen aus Kalkstein. Sie liegen zwischen Princetown und Port Campbell. Sie sollen nach Uluṟu (Ayers Rock) die meistfotografierte Touristenattraktion Australiens sein, jedenfalls sind Sie einer der Höhepunkte an der Great Ocean Road, einer spektakulären Küstenstraße im Südosten Australiens. Die Twelve Apostles wurden früher The Sow and Pigs (deutsch: Die Sau und Schweine) genannt. Es wird angenommen, dass der heutige Name Zwölf Apostel in den 1950er Jahren aufkam, obwohl es schon damals keine zwölf, sondern nur neun Felsensäulen gab. Nachdem am 3. Juli 2005 ein 50 m hoher Felsen in sich zusammenstürzte, waren es nur noch acht Felssäulen. Im September 2009 stürzte ein weiterer Felsen ein. Heute sind es also einige. Aber immer noch schöne.
Port Campbell – Mount Gambier (ca. 250 km)
Eine Fahrt um noch mehr die Weite Australiens in sich aufzusaugen. Immer noch am Meer, immer noch sehr Beach-lastig. Und auch ein bisschen Geschichte (was halt so da ist) in FlagstaffHill kennenzulernen.
Mount Gambier – Adelaide (ca. 450 km)
Eine lange Autofahrt mit dem Hintergrund: Der Weg ist das Ziel. Weil das Ziel stellt sich hinterher als auch nicht ganz so prickelnd heraus. Es geht los mit der Weite. Und plötzlich sieht man am Straßenrand Kangurus. Viele. In allen Größen und Farben. Aber leider alle tot. Was wir mit „Achtung Wildwechsel“ kennen, bedeutet in Australien exakt dasselbe, nur das dort niemand (oder lange nicht) die Kadaver abholt. Ein wenig bedrückend. Und immer wieder hüpfen die Viecher entlang der Straße. Alle Autofahrer sind eingeladen, hier extrem konzentriert zu fahren. Ich habe keine Fotos von den toten Tieren gemacht.
Adelaide
Konnte schon Melbourne nicht viel, kann Adelaide („Heidi“) gar nix. Adelaide ist die Hauptstadt des Bundesstaates South Australia, sie wurde nach der britischen Königin Adelaide (Adelheid von Sachsen-Meiningen) benannt. Adelaide ging im Gegensatz zu Städten wie Sydney oder Hobart nicht aus einer Sträflingskolonie hervor. Die Stadt trägt wegen ihrer Kulturveranstaltungen den Beinamen „festival city“, so etwa das Glenelg Jazz Festival oder das Adelaide Festival of Arts. Ja, ebenso abgewrackt wie New Orleans in den USA kommt einem Adelaide auch oft vor. Einzige Lichtblicke für uns: Jamie‘s Italian (leider nun dauerhaft geschlossen) und die wirklich coole Rooftopbar 2KW (genau darüber).
Adelaide – Alice Springs
Ich fliege von Adelaide nach Alice Springs. Der Flug dorthin zeigt mir das „rote Zentrum“. Voller Erwartung lande ich in Alice Springs und bin zunächst von den Moskitonetzen, die die Flughafenmitarbeiter tragen, ein wenig irritiert. Unmittelbar nach dem Verlassen des Flugzeugs (Walk on runway) weiß ich warum. Diese Fliegen hier sind immer und überall. Und immer lästig und nahezu unerträglich. Das sagt einem keiner. Die Fliegen sind auf der Suche nach Feuchtigkeit, kriechen in Mund, Nase, Ohren und Augen. Man kann sich gut mit Netzen davor schützen, die man über seinen breitkrempigen Hut stülpt (sofern man einen hätte). Oder man kauft sich diese dämlichen Hüte mit den nervigen Korken, die die ganze Zeit vor den Augen hin und her wippen - damit sieht man dann noch dämlicher aus als mit den Netzen. Es wie die Australier (oder die dort tätigen Ausländer) machen, funktioniert nicht: Die Viecher einfach ignorieren. Nicht möglich.
Dazu: Alice Springs ist so deprimierend, weil die Armut und das Elend der Aborigines so öffentlich zu Tage tritt, wie sonst kaum wo in Australien. Richtig bedrückend. So viele Polizeiautos habe ich nirgendwo sonst in Australien gesehen. Nach Einbruch der Dunkelheit empfehlen alle Hotels sich nur in der Hotelzone zu bewegen (wenn überhaupt). Ich will nur weg von hier. Als Tourist kann man es ausblenden, aber oh Waltzing Mathilda you’ve got a problem.
Alice Springs-Ayers Rock, Autofahrt (ca. 470km)
Für mich ein Highlight der Reise. Highlight. Weil ich endlich und wahrhaftig die schiere Weite Australiens erlebe. Auf den knapp 500 km gibt es keine Siedlung, sieht man von der Tankstelle in Ghan („the center of the center“) etwa auf halber Strecke einmal ab.
Ayers Rock
Auch das, natürlich, ein Highlight der Reise. So oft auf Bildern gesehen, so viel darüber gelesen. Und nun bestaune auch ich live und in voller Größe eines der Heiligtümer der Aborogines. Weil er als eines der bekanntesten Wahrzeichen Australiens jedes Jahr hunderttausende Besucher anzieht, besteht ein Interessenkonflikt zwischen den Aborigines und Touristen. Im Oktober 2019 haben die Aborigines ein Verbot der Besteigung des Berges durchgesetzt. Man hört allerdings, dass die Aborigines darüber nachdenken, den „Uluru“ (wie sie den Monolith nennen) wieder für Touristen zu öffnen. Es seien nämlich die Einnahmen drastisch zurückgegangen.
Sydney
Mit dem Flugzeug geht es von Ayers Rock nach Sydney. Eben so wenig wie New York die USA widerspiegelt, ist auch Sydney so ganz anders wie der Rest Australiens. Bisher haben wir die Australier uns Touristen gegenüber als sehr freundlich wahrgenommen; wenn man aber mit ihnen ins Gespräch kommt, offenbart sich eine nicht verhohlene Ablehnung Einwanderern (besonders aus Asien), Flüchtlingen und ganz besonders den Ureinwohnern gegenüber. Der jahrzehntelange Rassismus gegenüber den Aborigines wird zwar von offiziellen Stellen mittlerweile bekämpft, im Alltagsleben der Australier ist die Aufarbeitung der Vergangenheit nicht angekommen.
Sydney ist ein Schmelztiegel vieler Kulturen und eben weltoffen. Das oft zitierte „besondere Flair“ der Stadt habe ich zwar nicht wahrgenommen, aber dennoch eine gute Zeit gehabt. Im Grunde ist es eine moderne Stadt mit Hochhäusern und einem lebendigen Hafen, in dem ein Opernhaus mit besonderer Architektur steht. Der Blick von Kirribilli auf die Skyline Sydneys allerdings ist sehr bezaubernd. Bei Nacht und bei Tag.
Für mich auch ein Grund nach Australien und Sydney zu fliegen, war den weltberühmten „Sydney Gay & Lesbian Mardi Gras“ zu erleben. Oftmals als die weltgrößte schwul/lesbische Parade bezeichnet. Anders als bei ähnlichen, europäischen Paraden ist das „Mitmarschieren“ allerdings nicht möglich. Die Besucher stehen am Straßenrand und lassen die Parade, die über weite Strecken wie ein Karnevalsumzug anmutet, an sich vorbeiziehen. Trotzdem die Parade also anders, als bei uns, abläuft, ist sie doch ein besonderes Erlebnis, welches Lebensfreude und Offenheit versprüht.
Was natürlich die Stimmung rund um Sydney auch beeinflusst, sind die vielen Strände, allen voran die berühmten Bondi Beach und Manly Beach. Man hat das Gefühl die Menschen dort sind dadurch relaxter, als im Rest des Landes.
Flug von Sydney nach Neuseeland, Nordinsel
Als nächstes unserer Reise steht noch die Nordinsel Neuseelands am Programm. Wenn man schon mal da ist, fliege ich halt mal kurz rüber...
Rückblickend komme ich nicht umhin, die Neuseeländer als die cooleren Australier zu bezeichnen. Egal, wo wir waren, Stadt oder Land, waren die „Kiwis“ ehrlich freundlich und höflich und interessiert. Und laid back.
Funfact: In Neuseeland werden fast alle Feiertage auf einen Montag geschoben. Der Feiertag Queens Birthday wird z.B. immer am 1. Montag im Juni gefeiert und Labour Day immer am 4. Montag im Oktober. Wenn aber Feiertage an einem bestimmten Datum stattfinden müssen (z.B. die beiden Weihnachtsfeiertage) und auf ein Wochenende fallen, dann werden sie einfach nachgeholt! Falls also der 24.12. und 25.12. auf Samstag und Sonntag fallen, dann hat man den folgenden Montag und Dienstag frei.
Über die Landschaft Neuseelands wurde schon so viel gesagt und noch viel mehr geschrieben: Während die Südinsel allgemein als Österreich sehr ähnlich bezeichnet wird (ich war nicht da), hatte die Nordinsel in meinem Kopf das Prädikat als sehr grün. Als immergrün. Zu meiner Zeit (März) allerdings war die Nordinsel mehr braun als grün.
Ja, auch der Sommer in Neuseeland trocknet die Weiden und Wälder aus. Meine Erwartung wurde also nicht erfüllt. Dennoch ist die Landschaft grandios. Für einen leidenschaftlichen Autofahrer wie mich, war die Fahrt von Auckland nach Wellington Vergnügen pur.
Auckland, die größte Stadt Neuseelands hat mich weniger beeindruckt, als die oft verschmähte Hauptstadt Wellington. Auckland mag das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum sein, Wellington hingegen hat auf mich einen lebenswerteren Eindruck gemacht. Ähnlich wie in Sydney stellte sich auch hier das Gefühl des „Lebens am Wasser“ ein.
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