Der Flugverkehr steht immer stärker in der Kritik, einer der großen Treiber des Klimawandels zu sein. Natürlich kann der Verzicht auf Flugreisen mit Umstieg auf die Bahn Emissionen reduzieren, realistisch ist das jedoch nicht immer.
Die IATA (Dachverband der Fluggesellschaften) hat eine kollektive Selbstverpflichtung für das langfristige Ziel der internationalen Zivilluftfahrtorganisation ausgesprochen, bis zum Jahr 2050 einen Netto-Null-Emissionsausstoß zu erreichen.
Eine der Fluglinien, die diese Ambitionen unterstützen, ist Emirates. Die Airline hat darüber hinaus zur Förderung der Forschung und Entwicklung nachhaltiger Lösungen in der kommerziellen Luftfahrt einen Fond in Höhe von 200 Millionen USD eingerichtet.
Wir haben uns gemeinsam mit Emirates angesehen, was für Möglichkeiten eine Airline jetzt schon hat, nachhaltiger zu agieren und haben einige spannende Initiativen kennengelernt, die wir Ihnen hier vorstellen möchten:
Damit die Auswirkungen des Luftverkehrs auf die Umwelt reduziert werden, ist zunächst bei der Verringerung der Emissionen anzusetzen. Dabei haben Fluglinien verschiedene Möglichkeiten:
Neuere Flugzeuge haben eine höhere Treibstoffeffizienz. Je jünger eine Flotte ist, desto weniger Emissionen verursacht sie also. Emirates achtet dabei darauf, das durchschnittliche Alter der Flugzeuge unter 10 Jahren zu halten und ist gerade im Prozess seine Flotte durch A350 und Boeing 777x zu ergänzen, die eine bis zu 22 % bessere Treibstoffeffizienz haben.
SAF – also nachhaltige Flugkraftstoffe beschreibt nachhaltig produzierte Kraftstoffe, die nicht auf fossilen Brennstoffen basieren. Oft werden diese aus fett- und cellulosehaltigen Pflanzen oder auch Bioresten hergestellt.
Dabei ist es wichtig, dass bei der Produktion dieser Rohstoffe darauf geachtet wird, dass sie bestimmte Nachhaltigkeitskriterien erfüllen. So dürfen sie nicht in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion stehen, keinen exorbitanten Trinkwasserverbrauch verursachen und auch die Zerstörung von Ökosystemen und landwirtschaftlich genutzten Flächen ist nicht zulässig.
Aktuell wird meist nur ein Teil SAF beigemischt. Emirates hat aber bereits 2023 Demonstrationsflüge mit 100 % SAF durchgeführt und damit bewiesen, dass dies unbedenklich möglich ist.
Schon bevor das Flugzeug abhebt, also bei der Flugplanung, kann Treibstoff eingespart werden. Hier können effiziente Flugplanungssysteme unterstützen. Diese berücksichtigen Wetterbedingungen, aktuelle Luftraumbeschränkungen sowie den jeweiligen Flugzeugtyp bei der Routenplanung.
Auch während des Fluges können Fluglinien nachhaltiger agieren. Beispiele dafür sind z. B. sparsames “Taxiing” (=Fortbewegung am Boden), bei dem nur ein Triebwerk aktiv ist, kontinuierliche An- und Abstiege, sowie die Umleitung bei Langstreckenflügen, um wechselnde Winde zu berücksichtigen.
Mit der Implementierung solcher Green Operating Procedures konnte Emirates 2023/24 etwa 151.000 Tonnen CO2 einsparen. Scheinbar kleine Anpassungen können also einen großen Unterschied machen.
Ein schwereres Flugzeug verbraucht auch mehr Treibstoff. Daher kann auch die Gewichtsreduktion dabei helfen Kraftstoff zu sparen. Bei Emirates kommen z. B. leichte Frachtcontainer zum Einsatz und auch die Trinkwasserversorgung wird bei jedem Flug individuell auf die Länge der Flugstrecke und die geplante Menge an Passagieren angepasst.
Oft denkt man nicht über den Verbrauch von Treibstoffen hinaus, eine Airline hat jedoch noch viel mehr Möglichkeiten, nachhaltiger zu agieren.
Ein Aspekt davon ist z. B. die regionale und nachhaltige Produktion von Lebensmitteln. Emirates setzt hier auf “Bustanica”, eine vertikale Indoor-Farm in der Nähe des Flughafens in Dubai. Pro Jahr werden dort mehr als 1 Mio. Kilogramm Blattgemüse angebaut. Dabei werden 95 % weniger Wasser verbraucht als in herkömmlicher Landwirtschaft und es kann auf Pestizide und Herbizide verzichtet werden.
Ebenfalls nicht zu unterschätzen ist die Menge an Müll, die bei einem Flug anfallen kann. Darum ist es umso wichtiger, möglichst viel zu recyclen und wiederzuverwenden.
Was passiert z. B. mit dem Geschirr nach einem Flug? Landet es einfach im Müll? Bei Emirates werden Essenstabletts, Snackschalen und Schüsseln in der Economy Class und Premium-Economy Class gewaschen, zermahlen und zu neuen gebrauchsfertigen Produkten verarbeitet. Das passiert direkt in den VAE und spart somit Emissionen, die durch einen weiten Transport entstehen würden.
Ebenfalls spannend: die flauschigen Decken in der Economy-Class werden z.T. aus Plastikflaschen hergestellt. Für eine Decke benötigt man etwa 28 Flaschen. Diese werden zerkleinert und zu Garn gesponnen, welches in die Decken eingewebt wird.
Auch die Socken, Schlafmasken, und das Kinderspielzeug wird aus recycelten Materialien hergestellt.
Oft vergisst man, dass eine Airline nicht nur Flugzeuge besitzt, sondern oft auch eine extensive Infrastruktur am Boden. Dazu können Bürogebäude, Trainings-Center, Cargo-Terminals und auch Aircraft Maintenance Center zählen.
Auch hier gibt es Möglichkeiten, nachhaltiger zu agieren. Emirates nutzt z. B. die hohe Sonnenstundenanzahl in Dubai und hat beim Engine Maintenance Center eine 1-Megawatt-Anlage mit Solar-Photovoltaikmodulen installiert. Die insgesamt 2.990 Paneele beschatten nicht nur den Parkplatz vor Ort, sondern produzieren 1.800 Megawattstunden Strom im Jahr.
Auch eine Umrüstung auf sparsamere Leuchtmittel wie LED-Leuchten kann einen Unterschied machen. Die entsprechende Umrüstung des SkyCargo Terminals in Dubai spart etwa 970 Megawattstunden Strom pro Jahr.
Auch wenn Fliegen aktuell wohl noch nicht als nachhaltig bezeichnet werden kann – die Wahl der Airline kann einen Unterschied machen, wenn ein Flug unvermeidbar ist.