Christine Kreutzinger (Columbus Zentrale) begab sich auf die Spuren von Sindbad dem Seefahrer und entdeckte ein fortschrittliches aber zugleich seinen Traditionen verpflichtetes Land. Beeindruckend kontrastreich erlebte sie das Sultanat, das sich behutsam dem Tourismus öffnet.
Oktober 2019
Nach einem äußerst angenehmen Flug via Zürich mit Swiss in der Business Class und dem Genuss der flat seats (die auch über eine Massagefunktion verfügen) landen wir um vieles entspannter als Sindbad jemals wo hätte anlanden können, in Muscat.
Nach den zügig erledigten Einreiseformaliäten besorgen wir uns erstmal omanische Rial (die Landeswährung). Und zwar sehr problemlos an einem Bankomat direkt am Flughafen. Die 25 Grad Temperaturunterschied, die wir nach Verlassen des Flughafengebäudes spüren erfreuen uns – vor allem nach diesem sehr verregneten Sommer in Wien. Wir werden ins Hotel The Chedi gebracht, beziehen unsere Zimmer und legen uns alle erstmal schlafen (ist ja schon weit nach Mitternacht).
An unserem ersten Tag im Oman erfahren wir im Laufe des Tages einiges über die Geschichte des Landes. Sultan Qabus ibn Said hat in den letzten 42 Jahren sein Land aus dem finstersten Mittelalter geführt, ein vorbildliches und kostenloses Bildungssystem eingeführt ebenso wie ein kostenloses Gesundheitswesen. Das durchschnittliche Einkommen der Omanis liegt zwar nur bei 575 OMR (ca. € 1.150) aber die vielfältigen Sozialleistungen ermöglichen den Omanis ein angenehmes Leben. Für uns Österreicher eine Wunschvorstellung – der Benzinpreis liegt bei 24 Cent pro Liter und hat sich in den letzten 10 (!) Jahren nicht verändert.
Während unserer Besichtigungstour durch Muscat besichtigen wir auch die beeindruckende Moschee mit dem 4.300m2 großen Gebetsraum nur für Männer, der mit einem Teppich ausgelegt ist, welcher in einer Arbeitszeit von über 4 Jahren von iranischen Knüpferinnen handgefertigt wurde. Beeindruckend ist auch der 14m hohe und 8 Tonnen schwere Hauptluster mit 1.122 Lampen und einer Million Swarovski-Kristallen.
Die Muskatnuss kommt übrigens nicht aus Muscat sondern aus Indien. Früher war Muscat ein Umschlaghafen für Gewürze im indischen Ozean, persischen und arabischen Raum und von der Stadt Muscat hat das Gewürz seinen Namen. Muscat ist arabisch und bedeutet „Ort des Fallens“, was der Lage der Hafenstadt inmitten der Berge zuzuschreiben ist.
Zu jeder Reise in ein orientalisches Land gehört natürlich der Besuch eines Marktes. Der Souk von Muttrah ist der größte Basar des Landes, und trotzdem recht klein, verglichen mit z.B. jenem in Marrakesch. Dennoch ist das Warenangebot beeindruckend: Kaschmirschals und Tücher aus Indien, bestickte Wandbehänge aus Burma, Teppiche aus Persien, Krummdolche, Silberschmuck, Weihrauch und andere Duftessenzen. Dort keinen Pashmina Schal zu erstehen ist für mich persönlich fast schon ein kleines Vergehen.
In einer zweistündigen Fahrt geht es von Muscat nach Nizwa, der ehemaligen Hauptstadt des Landes. Die Straßen und Autobahnen sind wunderbar ausgebaut und die Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h wird aufgrund von zahlreichen Radarstationen penibel eingehalten.
Freitags findet in Nizwa vormittags der Viehmarkt statt und wir erleben gerade noch das Ende des Treibens mit dem Verkauf von Ziegen, Schafen und Kamelen. Das Fort von Nizwa liegt im Zentrum der Stadt, wir besichtigen den Innenhof und besteigen bei 43 Grad eine Art Ballustrade, von der wir einen Überblick über die Lage der Oase Nizwa in seinem breiten Tal gewinnen und einen Blick auf die Kuppel der großen Moschee werfen konnten.
Danach geht die Fahrt geht weiter nach Wadi Bhani Kahlid. Ein Wadi ist ein wasserführendes Flussbett im Wüstengebieten. Nach der Reise durch karges Gebirge ist der Blick auf dieses palmenbestandene Wadi „Urlaub“ für die Augen.
Wir besichtigen die natürlichen Pools, sehen Omanis beim Picknick und Kinder die das (sicherlich nicht erfrischende) Nass genießen.
Ein besonderes Erlebnis ist die Fahrt mit Jeeps nach Wahiba Sands – eine 50 x 80 km große Sandwüste. Unser Konvoi besteht aus 3 Geländewagen und am Beginn der Piste wird die Hälfte der Luft aus den Reifen gelassen. Anfangs ist der Weg noch gut zu erkennen und verhältnismäßig fest, doch allmählich wird der Sand lockerer es macht unserem Fahrer unglaublichen Spaß auf den Dünen zu „schwimmen“ und uns kreischen zu hören.
Rund 10 km weiter, mitten in der Wüste, einwärts erreichen wir unser Quartier für heute Nacht, das „Desert Night Camp“. Für mich als Ruhesuchender und Naturliebender Mensch ein einmaliger Ort und wunderbares Erlebnis. Kamele ziehen mit ihrem herrlich arroganten Blick vorbei, der Sonnenuntergang auf den Dünen (die man entweder selbst besteigen bzw. sich mit Jeeps bringen lassen kann) ist ein besonderes Highlight. Wem die Natur nicht reicht kann sich beim Quad Bike Fahren, Wüstensafaris oder beim Sandsurfen austoben oder gemütlich mit dem Kamel durch die Wüste trotten. Alle diese Touren werden im Camp gegen Gebühr angeboten. Nach einem köstlichen Abendessen geht es mit Taschenlampen zu unseren Zelten, denen es an Luxus nicht mangelt.
All diesen schönen Erlebnissen nicht genug hatten wir am letzten Tag auch noch die Möglichkeit zu einer Bootstour mit Delfinbeobachtung. Kaum taucht einer dieser Tiere, die sich in Kleingruppen bewegen, auf schallt es von allen Ecken des Bootes: „da…. dort…. hier….. schau….“ und ich weiß nicht wohin ich erstes schauen soll.
Diese 4 Tagesreise in diesen Golfstaat war ein kurzer, aber erlebnisreicher Blick auf Arabien. Einen Badeaufenhalt im Süden des Landes in Salalah hätten wir uns auch noch gewünscht, ist sich aber diesmal leider nicht ausgegangen.
Aber somit habe ich einen guten Grund wieder in den Oman zu reisen um mich nochmals an der bizarren Landschaft zu erfreuen, die Nase in die Luft zu stecken um nicht genug zu bekommen von dem feinen Weihrauchgeruch und dann auch in Salalah die weißen Sandstrände zu genießen und Seele baumeln zu lassen.