Sigrid Brunner hat mit Ihrer Tochter eine Reise nach Costa Rica unternommen und beide sind sich einig, dass es der beste Urlaub ihres Lebens war.
Mai 2018
Anreise
Habe ich mir das gut überlegt? – ich bin mir nicht mehr sicher am Weg zum Flughafen. Ein 14 Stunden Langstreckenflug mit meiner 9jährigen Tochter steht an und ich weiß nicht so recht, was mich bei der Ankunft in Costa Rica erwartet. Der Flug, bzw. die Flüge - wir müssen in Frankfurt umsteigen - verlaufen erstmal problemlos. Dank des Nachtfluges mit Condor kann zumindest mein Kind etwas schlafen und wir kommen erschöpft aber wohlbehalten um fünf Uhr morgens in San Jose am Flughafen an. Gepäck kommt an, der Transfer wartet schon, soweit so gut. Erstmal ins Hotel Bougainvillea am Stadtrand von San Jose. Frühstücken und im wunderschönen Garten und Pool chillen. Das Wetter ist nicht so freundlich, es nieselt und ist bewölkt. Aber ab und zu kommt die Sonne heraus und lässt uns ahnen wie heiß es hier auch werden kann. Wir versuchen nicht zu früh schlafen zu gehen, aber um sechs Uhr abends ist Zapfenstreich, morgen geht es ohnehin schon sehr früh los.
Tortuguero, Mawamba Lodge
Jetzt beginnt unser Abenteuer. Die ersten Tage sind komplett von der Mawamba Lodge organisiert. Wir sind in einer kleinen Gruppe mit Reiseleiterin und ich brauche mich erstmal um nichts zu kümmern. Das ist sehr angenehm, um sich zu akklimatisieren und mein eingerostetes Spanisch wieder ein bisschen aufzufrischen. Wir fahren von San Jose Richtung Osten an die Karibikküste zum Tortuguero Nationalpark. Schon die Busfahrt über die Berge ist ein Erlebnis, und die Frühstückspause (klassisch mit Reis + Bohnen, die besser sind als es sich anhört) haben wir schon mitten im Regenwald. Den Verdauungsspaziergang machen wir an einem kleinen Fluss zwischen Baumriesen.
Bald enden die Straßen und wir kommen nur noch per Boot weiter. Schon jetzt ist meine Tochter restlos überzeugt, dass das der beste Urlaub aller Zeiten wird. Und ich bin versucht ihr zuzustimmen. Eifrig hilft sie mit, die Bootsplanen an den Seiten aufzurollen und wir kommen aus dem Staunen nicht heraus, was wir schon beim Ankunftstransfer zu sehen bekommen. Basilisken, Tukane, Brüllaffen, wunderschöne Wasservögel, von den riesenhaften Pflanzen und Bäumen gar nicht zu sprechen. Im Laufe der zwei Tage hier machen wir noch eine weitere Bootsfahrt (im strömenden Regen) und sehen auch unseren ersten Kaiman (ein Baby). Die Mawamba Lodge hat aber auch einen wundervollen Garten, durch den wir einen spannenden und informativen Rundgang (wieder im Regen) mit Lisa, unserer Reiseleiterin machen. Sie zeigt uns den schönsten Frosch des Landes (Red Eye Tree Frog), und viele Früchte, die wir zwar kennen, aber keine Ahnung hatten wie und worauf sie eigentlich wachsen. Es gibt ein Schmetterlingshaus, in dem wir die großen blauen Morpheus-Falter bewundern und eines mit den süssen aber tödlichen Pfeilgiftfröschen. Im Sommer, zwischen Juni und Oktober, kann man hier seltene Meeresschildkröten bei der Eiablage beobachten. Dafür ist es aber leider noch etwas zu früh. Wir statten auch Tortuguero einen Besuch ab, das einen ca. 15minütigen Spaziergang am rauen und tosenden Strand entlang entfernt ist. Außer ein paar Ausflugsbooten, Souvenirshops und einer Disco gibt es aber nicht viel zu sehen. Der Weg hin und zurück ist viel interessanter. Er ist gesäumt von Mimosen, die bei der geringsten Berührung ihre Blätter einrollen und wir finden die lustigen und fleißigen Blattschneiderameisen
Nach zwei Tagen verabschieden wir uns sehr herzlich von Lisa und von unserer Veranda mit Hängematte und Blick auf den Fluss und werden wieder zurückgebracht. In unserem Fall bis Guapiles, von wo aus wir einen Transfer in die Selva Verde Lodge am Sarapiqui Fluss gebucht haben.
Sarapiqui, Selva Verde Lodge
Nach einem wieder sehr herzlichen Empfang können wir gleich unser Zimmer beziehen. Es ist sehr geräumig und die Hängematte mit Blick auf den Wald fehlt auch nicht. Es sind nur wenige Gäste hier, was den Aufenthalt noch angenehmer macht. Im Restaurant mit phantastischem Blick auf den Fluss und den Regenwald genießen wir unser Abendessen und ich genehmige mir ein Bier an der Bar (das Pilsen wird mein Favorit für den restlichen Aufenthalt). Ein großer Vorteil in der Zwischensaison zu reisen, offenbart sich besonders bei unserem Aufenthalt hier. Bei allen Ausflügen und Führungen, die wir buchen, sind wir die einzigen Gäste und genießen somit Privatausflüge zum Diskontpreis. Diese zwei Tage sind der Höhepunkt unserer Reise. Wir machen eine aufregende Nachtwanderung durch den Regenwald rund um die Lodge, wo wir unter anderem ein Gürteltier, Fledermäuse, Opossums, Waschbären, fluoreszierende Baumstämme und die unglaublichen Glasfrösche sehen. Ein einzigartiges Erlebnis! Am nächsten Tag wollen wir hoch hinaus und machen eine Zip-Lining Canopy Tour – ein Muss für jeden Costa Rica Urlauber, sofern er schwindelfrei ist. Aber das Gefühl über den Fluss und die Baumwipfel zu fliegen ist durch nichts zu überbieten. Und nebenbei sehen wir die herzigen Tukane und die giftigen Bullet-Ants (ein Biss diese Riesenameise tut angeblich 24h lang höllisch weh – wir bleiben gottseidank verschont). Unsere zwei Führer Kike und Carlos sind nur für uns beide da und kümmern sich rührend vor allem um meine Tochter, die am Anfang ein bisschen Angst hat, aber am Schluss gar nicht mehr aufhören will. Dieser Ausflug war ein Riesenspaß und die 25,- Dollar für die tollen Fotos auf CD, die eine Begleiterin gemacht hat, zahle ich sehr gerne.
Unseren Aufenthalt hier schließen wir mit einer Bootsafari am Sarapiqui Fluss ab. Wieder sind wir alleine und genießen die Fahrt am Bug sitzend und hautnah. Jetzt endlich sehen wir große Kaimane, Affen und natürlich wieder zahlreiche Wasservögel und Leguane. Das Highlight kommt am Schluss, fast wie bestellt – ein großes Krokodil. Wir sind wunschlos glücklich.
Arenal Lake, Los Heroes
Die Reise geht weiter in Richtung Vulkan El Arenal. Die Landschaft wird hügeliger und „zivilisierter“. Wir fahren durch viele kleine Ortschaften und der Wald wird immer öfter durch Viehweiden und Felder unterbrochen. Nach der ca. zweistündigen Fahrt finden wir uns jedoch plötzlich in den Schweizer Alpen wieder. Das Hotel Los Heroes am Arenal See kopiert ein Schweizer Dorf, mit Kühen auf der Weide und Minizug zum sich drehenden Aussichtsrestaurant. Ein bisschen gewöhnungsbedürftig ist das schon und ein Kulturschock nach den 4 Tagen Regenwald die wir hinter uns haben.
Der Vulkan El Arenal, zu dessen Füssen der See liegt, versteckt sich leider komplett hinter einer Nebelwand – so viel zum Aussichtspunkt. Wir versuchen das Beste aus dem schlechten Wetter zu machen und verbringen viel Zeit im Kuhstall beim Füttern der kleinen Kälbchen und spielen mit den Hunden. Meiner Tochter gefällt’s und ein bisschen Ruhepause nach den anstrengenden letzten Tagen tut auch ganz gut. Hier sind wir wirklich die einzigen Gäste und werden von der Besitzerin persönlich umsorgt und nach nur einer Nacht Aufenthalt sehr herzlich sogar mit Geschenken verabschiedet.
Rincon de La Vieja NP, Hacienda Guachipelín
Wir hoffen jetzt auf besseres Wetter und werden nicht enttäuscht. Ein wieder einmal von Interbus perfekt organisierter Transfer mit einem sehr netten und gesprächigen Fahrer, bringt uns auf die andere Seite des Landes nach Guanacaste. Aber wir lassen nicht nur den Regen hinter uns, sondern auch den Regenwald. Eine völlig andere Landschaft erwartet uns hier. Der Trockenwald prägt hier das Land und die vorherrschenden Farben sind nicht das satte Grün, das wir bis jetzt gewöhnt waren, sondern Gelb und Braun. Dazu haben wir einen strahlend blauen Himmel, eine willkommene Abwechslung zum ewig bewölkten Regenhimmel bis jetzt. Auf teilweise sehr schlecht bis gar nicht asphaltierten Straßen rumpeln wir in den Nationalpark Rincon de la Vieja, benannt nach einem der drei Vulkane dieser Gegend. Diesen sehen wir aber auch nur halb von Wolken verdeckt im Vorbeifahren. Die Hacienda Guachipelín liegt mitten im Nationalpark. Alleine sind wir hier aber nicht mehr, das Hotel ist gut gebucht. Zur Anlage gehört eine kleine Ranch mit Pferden und Eseln. Zur Freude meiner Tochter laufen jede Menge Hunde herum, die sich bereitwillig streicheln lassen. Auch hier kann man aus unzähligen Ausflügen und Abenteuern wählen. Wir entscheiden uns für einen Reitausflug zu einem der Wasserfälle in der Nähe (wieder sind wir nur zu zweit ) inklusive Schwimmen im eiskalten Wasser , sowie für die Heißen Vulkanquellen beim Rio Negro wo wir uns dann wieder aufwärmen, mit Heilschlamm einpinseln und den Muskelkater loswerden.
Doch schön langsam neigt sich unser Abenteuer dem Ende zu und am nächsten Tag brechen wir zur letzten Station unserer Reise auf.
Tamarindo Beach, Hotel Tamarindo Diria
Im schönen Hotel Tamarindo Diria, direkt am Strand, verbringen wir noch zwei erholsame Tage mit Sonnenbaden und im Meer planschen. Der Strand ist ewig lang, und ganz fein und flach abfallend. Es gibt aber eine relativ starke Strömung und einige Wellen, was die Surfer freut. Selbst hier, in einem der touristischsten Gebiete, stoßen wir noch auf ein paar Reste der unbezähmbaren Natur in diesem Land. Große grüne Leguane streifen durch die Anlage und mopsen frech den Salat und die Pommes Frites von alleingelassenen Tellern. Und hübsche Eichhörnchen frühstücken gemütlich auf der Palme vor unserem Balkon. Und jeden Tag pünktlich um vier Uhr kommt der Pelikan an den Strand zum Fischen.
Abreise
Viel zu bald müssen wir uns wieder auf die Heimreise machen. Die gestaltet sich noch einmal ein bisschen abenteuerlich. Vom winzigen Tamarindo Airport (von außen ist er nicht als Flughafen zu erkennen – Kuhweide mit Landebahn trifft es da schon eher) fliegen wir in einem gemütlichen Zwölfsitzer über Liberia nach San Jose. Wir genießen die Aussicht von oben auf dieses großartige Land und werden schon ein bisschen wehmütig. Eine Nacht verbringen wir noch in San Jose im Grand Hotel, das eine geniale Lage mitten in der Stadt bei den wenigen Sehenswürdigkeiten und der Fußgängerzone hat. Ein kurzer Rundgang und ein Abendessen, mehr geht sich nicht mehr aus in der Hauptstadt. Allzu viel zu sehen gibt es dort aber ohnehin nicht. Am nächsten Morgen geht es ganz früh los, und Condor bringt uns wieder zurück über den Atlantik.
Costa Rica ist in vielerlei Hinsicht ein einzigartiges Land. Es hat nicht nur eine atemberaubende Natur zu bieten, sondern auch wahnsinnig nette und liebe Menschen und eine friedliche Gesellschaft, die schon zeit Jahrzenten ohne Militär auskommt (und das im bürgerkriegsgebeutelten Mittelamerika!) und sich ganz dem Schutz der Tiere und Pflanzen gewidmet hat. Ein Urlaub in Costa Rica wird immer ein unvergessliches Erlebnis sein, egal auf welche Art man es bereist. Viele machen das auf eigene Faust mit dem Mietwagen, was ohne Probleme möglich ist. Aber wir haben auch ohne Mietwagen viel erlebt und gesehen, es gibt außerdem ein gutes öffentliches Verkehrs- und Inlandsflugnetz.
Meine Tochter und ich haben uns keine Sekunde lang unwohl oder unsicher gefühlt, und so ein großartiges gemeinsames Erlebnis kann ich nur jedem, egal ob als Familie, Paar oder mit Freunden, einmal in seinem Leben wünschen. PURAVIDA