ONLY LYON – Eine Liebeserklärung
Lyon gilt zu Recht als Hauptstadt des berühmten „Savoir-vivre“, ist es doch das Herz der kulinarischen Welt des Paul Bocuse. Aber das Weltkulturerbe der UNESCO ist auch Heimat der Gebrüder Lumière, die den Bildern „das Laufen lernten“, und Geburtsstätte des französischen Kasperls, dem Guignol, und somit weit mehr als ein Geheimtipp nur für Feinschmecker. Tauchen Sie mit uns ein in die Welt der guten Küche und dem Geschmack am schönen Leben!
Bouchon oder Michelin?
Wörtlich übersetzt heißt Bouchon „Korken“ und früher hing an Orten, wo es Wein und Essen gab, ein Korken vor der Tür - daher kommt wohl der Name dieser Restaurants. Viele Wirte erzählen aber auch, dass der Name Bouchon eher von „bouchonner” (mit Stroh abreiben) kommt, weil die Pferde hier trockengerieben wurden, während die Kutscher verköstigt wurden. Auch heute noch sind die Bouchons nach wie vor meist rustikal eingerichtet und leicht an ihren traditionellen rot-weiß karierten Tischdecken zu erkennen. Die Küche geht auf alte Rezepte aus dem 19. Jahrhundert zurück, denn sie führen die Tradition der deftigen, aber dennoch feinen Küche der Mères Lyonnaises fort. Nirgendwo in Frankreich gibt es übrigens mehr Restaurants pro Kopf als in Lyon und sagenhafte 21 von ihnen bekamen 2021 Michelin-Sterne verliehen.
Wer sich nicht entscheiden kann, dem sei eine der „Food Tours“ empfohlen. Die Auswahl ist vielfältig und reicht von geführten Touren durch die berühmten Les Halles bis zu „Gourmand“-Touren für den großen Appetit. Zu den typischen Spezialitäten, die Sie unbedingt verkosten sollten, zählen der Lyoner Salat „Giraudet“ (ein Blattsalat mit warmem Räucherspeck oder gebratener Geflügelleber, einem pochierten Ei und Croutons an Vinaigrette und frischer Petersilie), die „Quenelles“ (zarte Hechtklößchen), „Cochonailles“ (Wurstplatte mit Lyoner Wurstspezialitäten wie die Hartwürste Saucisson Lyonnais, Rosette und Jésus), Innereien (wie die „Andouillette“, eine würzige Wurst aus Innereien oder panierte Kutteln mit dem „Tablier de Sapeur“), das Artischockengratin, der Kräuterquark „Cervelle de Canut“, die „Bugnes“ (in Fett ausgebackenes Hefegebäck), die „Tarte aux Pralines“ (Zuckermandeltorte) und natürlich die unzähligen Schokoladenspezialitäten! Auch die „Papillote“, ein in Silber- oder Goldfolie eingewickeltes Schokoladenbonbon, das in Frankreich auf keinem Weihnachtsteller fehlen darf, wurde in Lyon erfunden.
Strenge Mütter und große Söhne
Paul Bocuse ist in Lyon natürlich allgegenwärtig, gilt er doch als wichtigster Wegbereiter der Nouvelle Cuisine, die nach wie vor als Männerdomäne gilt. Bocuse lernte sein Handwerk aber bei einer der Frauen, die den kulinarischen Weltruf der Stadt begründet haben: den Mères Lyonnaises. Sie kochten in den Häusern der reichen Seidenfabrikanten, bis die sich Anfang des 20. Jahrhunderts ihre Bediensteten nicht mehr leisten konnten. Einige der Köchinnen eröffneten daraufhin Restaurants und wurden berühmt: Mère Fillioux zum Beispiel und vor allem Mère Brazier: sie war die erste Frau, die drei Michelin-Sterne erhielt und durch ihre legendär strenge Schule ging Paul Bocuse als Lehrling. Angeblich ließ sie ihn erst mal Kühe melken, bevor er an die Töpfe durfte. Auch ihren Sinn für Sparsamkeit sollte er übernehmen, denn das einzige, das Bocuse angeblich jemals umsonst hergegeben hat war sein Name für die Markthalle Halles de Lyon-Paul Bocuse, auch der "Bauch von Lyon" genannt.
Großes Kino und kleine Kunstwerke
Ohne sie gäbe es kein Kino: Dank August und Louis Lumière lernten die Bilder "laufen". Die Familie Lumière hat nicht nur die Welt der Fotografie revolutioniert, sondern auch den Kinematographen erfunden. Im Institut Lumière, untergebracht im ehemaligen Wohnsitz der Familie, kann man diese außergewöhnliche Familiengeschichte und die Geburtsstunde des Films nachverfolgen. Filmfans sei auch zu einem Besuch des Musée Miniature & Cinéma geraten. Das Museum ist eine Initiative des Miniaturkünstlers Dan Ohlmann, der seit gut 25 Jahren wunderschöne Maquetten anfertigt, z.B. die perfekte Miniaturversion des Belle Epoque-Restaurant Maxim’s in Paris. Er macht das dermaßen kunstvoll und realistisch, dass sein Miniaturenmuseum mittlerweile eines der meistbesuchten in Lyon ist. Außerdem hat sich Ohlmann auch schon immer für die Filmwelt und für Spezialeffekte begeistern. Seine Privatsammlung origineller Filmrequisiten wurde irgendwann so groß, dass sie nun einen zweiten Themenbereich des Museums bildet.
Streetart à la Lyon
Auch bei der Kunst der „Streetart“ geht Lyon eigene Wege: so entstand ab Ende der 1970er Jahre eine besondere Form der Wandbilder - die Trompe L'Œil. Diese Bezeichnung bedeutet so viel wie „täusche das Auge“ (aus dem Französischen „tromper“ = „täuschen“ und „l’oeil“ = „das Auge“). Damit ist gemeint, dass die Wandbilder in Lyon einen Illusionscharakter haben, ähnlich wie er auch schon in der Kunst der Antike und im Barock angewandt wurde. Die Wandbilder sind teils so naturalistisch, dass es einem auf den ersten Blick schwer fällt zu unterscheiden, was tatsächliche Gebäude oder Gebäudeteile sind und was lediglich aufgemalt wurde. Zum Teil sieht man aus der Ferne Gebäude mit Fenstern und Personen, die aus diesen herausschauen und stellt erst wenn man davor steht fest, dass dies lediglich Malereien sind.
Lyons verborgene Wege
Man findet sie überwiegend gut versteckt in Vieux Lyon (der Altstadt Lyons) und dem Viertel Croix Rousse, dem historischen Viertel der Seidenweber: die Traboules. So genau weiß man gar nicht, wie die ersten Traboules entstanden sind, man denkt, dass im 4. Jahrhundert die Bewohner des damaligen Lugdunum einfach Abkürzungen zum Fluss Saône bauten. Auf dem Croix Rousse waren es später die Seidenweber, welche die langen Gänge bauten. Denn diese Wege im Verborgenen erlaubte es, Tücher und andere Stoffe geschützt (z.B. vor Regen) durch die Stadt zu transportieren. Denn einerseits waren im Mittelalter die Straßen sehr eng, andererseits waren die Traboules oftmals Abkürzungen, durch die man sehr schnell von einer Straße zur anderen gelangen konnte. Außerdem waren die Traboules perfekt geeignet, um sich im Verborgenen durch die Stadt zu bewegen, vor allem da die offiziellen Behörden nicht immer exakte Pläne der Traboules zur Hand hatten. Das nutzten die Seidenarbeiter bei ihren Aufständen in den 1830er Jahren ebenso wie die Widerstandskämpfer der Résistance während des zweiten Weltkriegs: So konnten sie große Strecken versteckt vor den Augen der Deutschen Besatzer zurücklegen.
Das Wort Traboule stammt übrigens aus Lyon, im 19. Jahrhundert tauchte es zum ersten Mal als Verb "trabouler" auf, wenn man sich abseits der Straße zwischen zwei Orten bewegte. Das Substantiv kommt vom lateinischen "trans-ambulare" was so viel heißt wie "durchgehen." Man beschritt einen Weg, den man nur mit fundierten Ortskenntnissen nutzen konnte. Heute gibt es dafür schon eine App: Traboules par Lyon Tourisme et Congrès. Damit finden auch Besucher problemlos die geöffneten Durchhäuser!
Lust auf Lyon bekommen?
Erleben Sie eine der lebenswertesten und charmantesten Städte Frankreichs und kosten Sie sich durch die kulinarische Vielfalt der Heimatstadt der Nouvelle Cuisine!
Zur Einstimmung empfehlen wir den Film „Kochen ist Chefsache“ mit Jean Reno und Michael Youn: hier dreht sich alles um die Lust am Kochen und gutem Essen – und nicht nur Gourmets werden sich köstlich amüsieren!
Oder Sie lesen nochmal einen Klassiker der Weltliteratur, denn auch der „Vater“ vom "Le Petit Prince", Antoine de Saint-Exupéry, wurde 1900 in Lyon geboren. Übrigens wurde "Der kleine Prinz" 2017 in die 300. Sprache übersetzt und ist somit nach der Bibel das am meisten übersetzte Buch der Welt!